Margarete, genannt Maultasch

2007 – Ausstellungsgestaltung Schloss Tirol, Dorf Tirol

Die Geschichte des Raums ist immer auch eine Geschichte der Beziehung.

Beziehungen bestimmen unser Leben. Wenn wir einen Raum gestalten, fragen wir uns welcher Gegenstand zu welchem gehört und wohin. Alles redet miteinander, alles kommuniziert.
Nicht anders ist es, wenn man eine Ausstellung macht. Handelt es sich um eine Werkschau der eigenen Arbeiten oder um eine Schau mit Fremdmaterial. In dem Augenblick, wo die Dinge ihren angestammten Platz verlassen, werden sie in neue Zusammenhänge gesetzt. Sie werden in einem anderen Rahmen positioniert und erzählen eine andere Geschichte. Dabei spielen die Gegenstände selbst und der unmittelbare, konkrete, begrenzte Raum um sie herum eine Rolle; der erweiterte Raum in einem größeren Gebäude, der Ort wo das Gebäude steht. Die Stadt, das Land, der Kontinent …

Geschichten klingen überall anders.
Kunst ist materialisierter, subjektiver, räumlicher Gedanke und kann Geschichten erzählen. Dabei spielt es keine Rolle ob Räume unendlich klein oder unendlich groß sind oder ob sie von Räumen der Vergangenheit in jene der Zukunft weisen. Kunst weitet den Raum. Gleichzeitig existiert Kunst aber nur dann, wenn der dargestellte Gedanke durch Rezeption selbst zu einem Akt der Kunst wird, im Betrachter Resonanz findet und weitergesponnen wird. Was spricht also dagegen, wenn die subjektive Darstellung von Wirklichkeit auch die subjektive Wahrnehmung aus den verschiedensten Betrachtungswinkeln herausfordert?

Die Gestaltung einer Ausstellung ist ein Mittel der nonverbalen Kommunikation zur Darstellung von Inhalten.
Bestimmte Dinge versteht man nur an bestimmten Orten, weil Orte Ereignisse speichern, genauso wie bestimmte Dinge unserem Bewusstsein erst dann zugänglich werden, wenn man sie aus dem Blickwinkel einer anderen Zeit betrachtet. Haben wir bei ersterem mehr Zugang durch Nähe, so gewährt der zeitversetzte Blick unserem Bewusstsein mehr Zugang durch Abstand.

Die Visualisierung von Inhalten durch Objekte, mittels Raumkonstellationen, Materialien, Licht- und Schattenbereichen können tief in die Befindlichkeit der Besucher eingreifen und ihn dort erreichen wo die Phänomenologie der Seele zum tragen kommt und rational kontrollierbare Abwehrmechanismen nicht mehr greifen.
Man muss sich aber auch bewusst sein, dass die Gestaltung von Ausstellungen Verantwortung dafür trägt, welches Wissen Allgemeingültigkeit erlangen kann. Freilich gibt es meist Situationen, in denen Mehrere für Inhalt verantwortlich zeichnen, genauso wie es Situationen gibt in denen unterschiedliche Positionen nebeneinander bestehen. Was es nicht gibt, ist Objektivität, weil immer ein Gedanke dahinter steht und immer etwas vergessen oder nicht gezeigt wird. Auch das redet mit.